Mit den Lochscheiben, Bändern und Winkeln, Unterlegscheiben, Zahnrädern, Muttern und anderen Teilen eines Metallbaukastens hat Annegret Frauenlob die Grafiken in ihrem Buch zusammengesetzt und gedruckt. So erschuf sie Roboter und Soldaten, Gebäude, Raumschiffe, Kometen und Planeten, die „Die Falle des Gargancjan“ illustrieren, eine von fünfzehn Erzählungen aus dem Zyklus „Kyberiade“ des polnischen Schriftstellers Stanislaw Lem. Für ihr künstlerisches Buchprojekt erhält Annegret Frauenlob den mit 2.500 Euro dotierten 1. Preis der diesjährigen Grafik-Triennale in Frechen. Die 32-jährige Grafikerin und Buchkünstlerin aus Halle an der Saale habe „die Jury mit einer Arbeit überzeugt, deren Format sich von prämierten Arbeiten der Vorjahre unterscheidet und deren Form heraussticht“, heißt es im Katalog zur 18. Deutschen Internationalen Grafik-Triennale Frechen, die heute beginnt.
Den Arbeiten der Preisträgerin ist in der Ausstellung im Stadtsaal ein eigenes Kabinett gewidmet. Neben dem Grafikbuch werden auch Arbeiten aus ihrer Serie „Mikado“ präsentiert. In direkter Nachbarschaft hängen die Druckgrafiken an den Stellwänden, mit denen sich die anderen beiden Preisträger für die 18. Grafik-Triennale Frechen beworben haben: Der Künstler Tobias Gellscheid, der ebenfalls in Halle an der Saale lebt und arbeitet, erhält für seinen 70 mal 100 Zentimeter großen Holzstich „Dusk I“ den mit 1.500 Euro dotierten 2. Preis. Der mit 1.000 Euro dotierte 3. Preis geht an Lukasz Koniuszy aus Polen für seine Arbeit „Habitable Structure“, die in einem modernen Tiefdruckverfahren entstand.
Nachtrag vom 18.06.18: Die Arbeit „Dusk I“ von Tobias Gellscheid wurde in einer früheren Fassung dieser Bildunterschrift als „Holzschnitt“ bezeichnet. Richtig ist, dass es sich bei dem Werk um einen Holzstich handelt – eine Hochdruckverfahren, bei der quer zur Faser gesägtes, sehr hartes Holz mit Sticheln bearbeitet werden kann. Die Technik erlaubt sehr feine Linien und Details.
57 Künstler aus 13 Ländern nehmen an der Grafik-Triennale teil
Die Arbeiten der drei Preisträger zählen zu den rund 130 Druckgrafiken, die auf der 18. Grafik-Triennale im Frechener Stadtsaal zu sehen und zu erwerben sind. Fast 300 Künstler aus 42 Nationen hatten sich für die diesjährige Grafik-Triennale Frechen beim Kunstverein zu Frechen beworben, der die Ausstellung ausrichtet und in Zusammenarbeit mit der Stadt Frechen veranstaltet. Nach einer Vorauswahl wurden 120 Bewerber aufgefordert, sich mit ihren Originalarbeiten einer Jury aus fünf fachkundigen Juroren zu stellen. Im Januar suchten die Juroren die Exponate für die Grafik-Triennale aus. Sie stammen von 57 Künstlerinnen und Künstlern aus 13 Ländern auf der ganzen Welt.
Innovative, künstlerische Qualität als Auswahlkriterium
Voraussetzung für die Teilnahme an der Grafik-Triennale Frechen ist, dass sich die eingereichten Arbeiten der Druckgrafik zuordnen lassen. Neue grafische Techniken wie Computerdruck werden dabei ebenso akzeptiert wie die traditionellen Drucktechniken, also Holzschnitt, Linolschnitt, Siebdruck oder Radierung. „Die Technik musste als Mittel inhaltlicher und formaler Ausdruckskraft überzeugen“, wird im Ausstellungskatalog erklärt (Seite 10), „Ausschlaggebend für die Auswahl war die innovative, künstlerische Qualität.“ Insgesamt bewegten sich die eingereichten Arbeiten auf einem auffällig hohen Niveau, bestätigte Jurorin Franca Bartholomäi, als die Zulassungsjury im Januar die Arbeiten zur Teilnahme an der Grafik-Triennale auswählte. Die Künstlerin und Lehrkraft an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle war selbst im Jahr 2011 Preisträgerin der Grafik-Triennale.
Zulassungsvoraussetzungen für die Teilnahme sind außerdem die Professionalität der Künstler und ihr Alter: älter als 40 Jahre dürfen sie nicht sein. So zeigt die 18. Deutsche Internationale Grafik-Triennale Frechen nicht nur die ganze Bandbreite traditioneller und moderner Drucktechniken als Mittel künstlerischen Schaffens, sie gibt auch Einblicke in die jüngere Szene der Grafikkunst.
Grafikausstellung von internationaler Bedeutung
Im Jahr 1970 fand die Grafikausstellung zum ersten Mal statt. Die „Internationale Grafik + Illustration“ war damals als Biennale auf einen Zweijahresrhythmus angelegt. Seit 1983 findet die Grafikausstellung als Triennale alle drei Jahre statt. „Von Anfang an war eine internationale Ausstellung angestrebt“, blickt die 1. Vorsitzende des Kunstvereins zu Frechen, Christa Herrmann, auf die Geschichte zurück. Früher hätten allerdings mehr Künstler ausgestellt mit viel mehr Werken. So nennt der Katalog von 1970 fast 400 Nummern.
Die aktuelle Ausstellungsarchitektur im Stadtsaal erlaubt eine luftige Hängung, die Raum und Ruhe lässt für die Würdigung der Arbeiten. Gehängt wurden sie im Auftrag des Kunstvereins von dem Kölner Künstler Wolfgang Lüttgens.
Neben dem Frechener Töpfermarkt ist die Grafik-Triennale Frechen eine weitere kulturelle Veranstaltung von nationaler und internationaler Bedeutung. Die Stadt Frechen fördert dieses Aushängeschild mit 19.500 Euro (verteilt auf drei Jahre) und stellt den Stadtsaal für die Ausstellung kostenlos zur Verfügung. Die Preisgelder stiften Sponsoren. 30 Prozent der Einnahmen aus dem Verkauf der Exponate gehen an den Kunstverein. „Wir brauchen den Verkauf, um die Kosten der Triennale zu decken“, rechnet Michael Brückner vor, der Schatzmeister des Kunstvereins. Die Preise für die Werke reichen diesmal von 40 bis 3.500 Euro.
XVIII. Deutsche Internationale Grafik-Triennale Frechen
im Stadtsaal in Frechen, Kolpingplatz 1
Ausstellung vom 3. bis 24. Juni 2018
geöffnet dienstags – freitags 16 – 19 Uhr, samstags + sonntags 11 – 18
Eintritt frei
Kostenlose Führungen jeden Sonntag, 15 Uhr
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